Thermik, Technik, Tipps: Was du fürs Gleitschirmfliegen wissen solltest
Stelle dir vor, du gleitest sanft durch die Luft, frei wie ein Vogel, und genießt dabei die atemberaubende Aussicht auf die Welt unter dir…
Das ist die Magie des Gleitschirmfliegens. Zum Gleitschirmfliegen brauchst du keinen Motor – nur den Wind und die Thermik. Dies macht es nicht nur zu einer umweltfreundlichen, sondern auch zu einer erstaunlich ruhigen Möglichkeit, die Natur aus einer völlig neuen Perspektive zu erleben. Dank der leichten Transportfähigkeit und der relativ einfachen Erlernbarkeit zieht diese faszinierende Sportart immer mehr Menschen in ihren Bann. Wie alles begann, die Grundlagen der Thermik, der Technik und unsere besten Tipps zum Start liest du hier.
Gleitschirmfliegen: Wie alles begann

1948: NASA-Ingenieur Francis Melvin Rogallo entwickelt bereits eine Technik, um aus Stoff und Schnüren ein Gleitschirm zu bauen.
1960er Jahre: Rogallo und seine Kinder testeten ihre Gleitschirme.
1964: David Barish und Domina Jalbert greifen Rogallos Ideen auf und entwickeln einen rechteckigen Gleitschirm, der Gleitflüge mit Bergstart ermöglicht.
1965: David Barish bietet „Slope Soaring“ als neuen Sport an, was Touristen anziehen soll. Sinkrate etwa 3 Meter pro Sekunde.
1978: Jean Claude Béttemps und Gérard Bosson wollen die Kosten fürs Flugzeug vermeiden und starten mit dem Fallschirm vom Berg. Sie gewinnen ihre ersten Flugschüler.
1987: Gleitschirmfliegen wird vom Bundesverkehrsminister anerkannt und vom Deutschen Hängegleiterverband (DHV) geregelt.
Grundlagen und Technik
Heutige Gleitschirme:
Höchstgeschwindigkeit: 60 km/h.
Normale Fluggeschwindigkeit: 37 km/h
Gleitleistung: ca. 1: 10. Bei einer Höhe von 1.000 Metern kann ein Gleitschirm 10 Kilometer weit gleiten.
- Der Schirm: Durch Eintrittsöffnungen in der Kappe des Gleitschirms dringt Luft ins Schirminnere ein. Die oberen und unteren Stofflagen bestehen aus Ripstop Stoff, die durch interne Zellen getrennt sind. Diese Zellen füllen sich mit Luft und verleihen dem Gleitschirm seine aerodynamische und stabile Form.
- Leinen: Diese verbinden den Schirm mit dem Gurtzeug des Piloten. Sie bestehen aus Aramid oder Dyneema was sie besonders stabil und leicht macht
- Gurtzeug: Das Gurtzeug ist der Sitz des Piloten und bietet Sicherheit und Komfort. Es ist mit den Leinen verbunden und enthält einen Rettungsschirm für Notfälle.
- Steuerleinen: Mit ihnen wird der Schirm gesteuert und die Geschwindigkeit reguliert. Durch Ziehen an den Bremsleinen kann der Pilot Kurven fliegen oder die Landung einleiten.
Der Gleitschirm funktioniert, indem er den Luftdruck unter dem Schirmprofil nutzt, um Auftrieb zu erzeugen. Sobald der Schirm entfaltet und korrekt positioniert ist, kann der Pilot durch die Umströmung des Flügelprofils durch die Luft gleiten.
Wie funktioniert Thermik beim Gleitschirmfliegen?
Thermik ist der natürliche Freund des Gleitschirmpiloten, da sie es ermöglicht, Höhe zu gewinnen, größere Distanzen zu überwinden und längere Flüge zu genießen.
- Sonneneinstrahlung: Die Sonne erwärmt die Erdoberfläche, was dazu führt, dass die Luft darüber ebenfalls erwärmt wird.
- Aufsteigen der warmen Luft: Warme Luft ist leichter als kalte Luft, weshalb sie aufsteigt. Diese aufsteigende Luft bildet thermische Säulen oder Blasen, thermische Aufwinde genannt.
- Nutzen der Thermik: Gleitschirm-Piloten suchen aktiv nach diesen thermischen Aufwinden. Wenn ein Pilot in eine Thermikblase fliegt und kreist, wird der Schirm nach oben getragen. Das Kreisen innerhalb der aufsteigenden Luftsäule erfordert einiges an Übung und Geschicklichkeit.
Ausbildung und Lizenzierung fürs Gleitschirmfliegen
A-Lizenz:
Grundkurs
Ab 14 Jahren
Dauer: 3-4 Tage
Inhalte: Erste praktische Erfahrungen am Übungshang, einfache Start- und Landetechniken, Steuerung des Schirms am Boden (mindestens 10 Übungseinheiten), mindestens 15 Flüge mit 30-100 m Höhenunterschied.
Grundlegende Theorie des Gleitschirmfliegens.
Höhenflugschulung:
Abgeschlossener Grundkurs
Dauer: ca. 14-16 Tage
Inhalte: Fliegerisches Können vertiefen, grundlegende Aerodynamik und Wetterkunde. Notfallübungen, mindestens 40 Höhenflüge.
Parallel 20 theoretische Unterrichtsstunden in den Sachgebieten:
Luftrecht, Meteorologie, Technik, Materialkunde und Verhalten in besonderen Fällen.
Prüfung:
Praxis- und Theorieprüfung wird durch einen unabhängigen DHV Prüfer in unseren Räumen bzw. Übungsbergen durchgeführt.

B-Lizenz (Unbeschränkter Luftfahrerschein):
Voraussetzungen: Zusätzliche Höhenflüge, erweiterte theoretische und praktische Ausbildung.
Bedeutung: Erlaubt Teilnahme an Streckenflügen.
Zusatzberechtigungen:
Tandemflugberechtigung: Erlaubt das Mitnehmen von Passagieren. Erfordert eine Mindesterfahrung von 2 Jahren und >200 Flugstunden plus zusätzliche Ausbildung und Prüfungen.
Die Ausbildung zum Gleitschirmfliegen ist individuell, um die Sicherheit und das Können der Piloten zu gewährleisten. Von Grund- bis hin zu Tandemkursen bereitet die Ausbildung die angehenden Piloten auf alle Aspekte des Fliegens vor.
Fazit
Gleitschirmfliegen ist eine unvergleichliche Möglichkeit, die Welt aus der Vogelperspektive zu erleben. Mit dem Verständnis der Funktionsweise eines Gleitschirms und der Thermik können Sie sicher in die Lüfte abheben und die Schönheit des Fliegens genießen. Ob für den Nervenkitzel beim Thermik- und Acrobatikfliegen oder die friedliche Erfahrung nach einem Hike and fly einen Abgleiter in ruhiger Luft zu machen – Gleitschirmfliegen hat für jeden etwas zu bieten.
Quellen: Wikipedia, DHV, Explore Magazine, Paragliding San Francisco.